Im Rahmen der Aktionswoche Geodäsie fand am 23. Juli 2025 ein Online-Mapathon mit 40 Teilnehmenden statt, der die Relevanz geodätischer Methoden für humanitäre Anwendungen verdeutlichte. Organisiert wurde die Veranstaltung gemeinsam vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) e.V. und dem DVW Baden-Württemberg e.V. – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement.
Was ist ein Mapathon?
Mapathons sind digitale Kartierungsinitiativen, bei denen Freiwillige bislang nicht erfasste Regionen – oftmals in wenig erschlossenen Teilen Afrikas, Asiens oder Südamerikas – mithilfe von Satellitenbildern in digitalen Karten dokumentieren. Ziel ist die Bereitstellung aktueller Geodaten für humanitäre Organisationen, um deren Arbeit vor Ort effizienter und zielgerichteter zu gestalten.
Die grundlegende Methodik basiert auf dem Crowdsourcing-Prinzip: viele Teilnehmende erledigen gemeinsam einfache Aufgaben und können somit gemeinsam auch große Dinge erreichen.. Beispielweise werden Gebäudeumrisse aus Satellitenaufnahmen in einem webbasierten Kartierungsportal erfasst. Durch die Webanwendung erfolgt nicht nur die Kartierung, sondern auch die Zusammenarbeit im Projekt wird hier koordiniert und dokumentiert. Nach der Ersterfassung aus Fernerkundungsdaten werden später ergänzende Informationen durch lokale Freiwillige vor Ort eingebracht. In erweiterten Projekten werden zudem Straßen, Gewässer oder Landnutzungsflächen kartiert. In besonders komplexen Fällen kommen auch Schadensanalysen zum Einsatz, bei denen aktuelle und historische Bilddaten miteinander verglichen werden. Dies ermöglicht eine zeitnahe Lageeinschätzung und unterstützt die Einsatzplanung bei Naturkatastrophen.
Die erfassten Daten werden im Anschluss von erfahrenen „Mappern“ überprüft und validiert, um eine möglichst hohe Qualität und Konsistenz sicherzustellen.
Kartierprojekt: Alto Molocue in Mosambik
Im Fokus dieses Mapathons stand die Provinz Alto Molocue in Mosambik – eine Region, die regelmäßig von tropischen Wirbelstürmen betroffen ist und in der verlässliche Geodaten für den Katastrophenschutz bislang weitgehend fehlen. Innerhalb von zwei Stunden wurden von den Teilnehmenden über 2.000 Gebäude digital erfasst und klassifiziert. Dies erfolgte mittels des „Tasking Manager“ – einem Open-Source-Tool zur Erfassung von Geodaten für humanitären Anwendung in OpenStreetMap. Erstellt vom Humanitarian Openstreetmap Team ist die Anwendung frei verfügbar und wird weltweit von Organisationen genutzt, um Kartierprojekte zu organisieren.
Die resultierenden Geodaten dienen dem DRK und weiteren Organisationen als Grundlage für verschiedene Maßnahmen: Neben kurzfristiger Nothilfe sowie der Vorbereitung auf Katastrophen sind auch mittelfristige Impfkampagnen, die Reaktion auf Krankheitsausbrüche, die Hungerbekämpfung und die Unterstützung lokaler Gruppen denkbar. Vertreter des DRK berichteten über die vielseitige Nutzung solcher Daten und betonten, wie wichtig präzise räumliche Informationen für die tägliche Arbeit in Krisenregionen sind.