BKG-Seminar zum Thema GNSS in Leipzig
Der DVW Sachsen veranstaltete am 8. Oktober 2019 im Bundesamt für Kartographie und Geodäsie in der Außenstelle Leipzig (BKG AS Leipzig) eine Vortragsreihe zum Thema:
„GNSS – heute, zusätzliche Globale Navigationssysteme - Vorteile für die Vermessung“
Das Programm beinhaltete 3 Vorträge nachmittags sowie eine kleine Nachlese in einer nahegelegenen Gaststätte.
Zunächst hielt Prof. Lambert Wanninger vom Geodätischen Institut der TU Dresden seinen Beitrag mit dem Titel: “GNSS im Umbruch – neue Möglichkeiten der zentimetergenauen satellitengestützten Punktbestimmung“. Es wurden die aktuellen Tendenzen und Trends bei der Entwicklung dargestellt.
Deutlich mehr Satelliten mit nicht wesentlich voneinander abweichenden Frequenzen, aber Signale für dm-genaue Codemessungen und Ephemeriden, sowie GNSS-Zusatzinformationen für die Phasenbasierte Positionsbestimmung werden neben der geodätischen Genauigkeit vor allem die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Mehrdeutigkeitslösungen verbessern. Für die geodätischen Nutzer sind die Entwicklung von Massenempfängern für Zwei-Frequenz-Phasenmessungen von entscheidender Bedeutung.
Im zweiten Vortag: „GNSS-gestützte Höhenbestimmung mit Millimetergenauigkeit – Stand und Perspektiven“ ging Dr. Joachim Schwabe vom BKG AS Leipzig auf das Quasigeoidmodell und dessen regionale Modellierung ein. Das aktuellste Quasigeoidmodell ist das German Combined Quasigeoid 2016 (GCG2016).
Die Grundlage zur Ableitung des GCG2016 sind flächendeckende Schweremessungen, ein globales Modell des Erdschwerefeldes, digitale Geländemodelle (DGM), sowie Passpunkte. Zwei individuelle Berechnungen des BKG und des IFE (Institut für Erdmessung Hannover) bilden im Mittel das gravimetrische Quasigeoid und dessen Anpassung an DREF91/DHHN2016.
Die Entwicklung zum mm-Geoid ist durch die drei Faktoren Datengrundlage, Aktualität und Auflösung bestimmt. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, die Datengrundlage durch Verdichtung von Schweredaten und Kontrollpunkten zu verbessern, das GCG nach weiteren GNSS-Kampagnen zeitnah nachzuführen sowie die Auflösung von Feinstrukturen des DGM zu optimieren. Für spezielle Anwendungen ist die Entwicklung des 3mm-Geoids realistisch.
Den dritten Vortrag hielt Dipl.-Ing. Grit Moosdorf vom Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen Referat Geodätischer Raumbezug.
Ihr Thema war: „Die Aktuelle Entwicklung im SAPOS-Dienst – der Umstellungsprozess auf 4G und der Trend zu bodengebundenen Referenzstationen“.
Sie zeigte am Beispiel von 5 Zeitfenstern wie sich die Empfangskonstellation der Satelliten von 2G zu 4G gegenwärtig verändert.
Die Mitteilung am 1. Sept. 2019 über die kostenfreie Abgabe von Informationen zum Satellitenpositionierungsdienst SAPOS in Sachsen wurde von den Nutzern erfreulich aufgenommen. Zukünftig sollen die Referenzstationen des sächsischen SAPOS-Dienstes auf bodengebundene Pfeilerstationen umgerüstet werden, um die Langlebigkeit der Stationen und der Genauigkeit zu verbessern.
Steffen Stichler