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Reisebericht AK Internationales der Fachgruppe Geodäsie und Geoinformatik

Bericht

Die erste Reise des Arbeitskreises Internationales führte uns, vier Studierende des Studiengangs Geodäsie und Geoinformatik der Universität Stuttgart, nach Sofia (Bulgarien). Der neugegründete AK Internationales beschäftigt sich mit der Geodäsie im Ausland, abseits der DACH-Länder. Ziel ist es, mehr über die Lehre und Anwendung der Geodäsie weltweit zu erfahren. Dabei sollen Bildungseinrichtungen besucht, der Austausch gefördert und neue Kulturen und Städte besser kennengelernt werden.

Im Zeitraum vom 12. bis zum 14. März 2025 haben wir die bulgarische Hauptstadt Sofia besucht. Dabei haben wir unter anderem die 35. Schule „Dobri Woynikov“ und die Universität für Architektur, Bauwesen und Geodäsie besucht und die Stadt erkundet.

Die Schule legt großen Wert auf Deutschunterricht und die MINT-Fächer. Sie ist Teil der „PASCH“-Initiative des Auswärtigen Amtes „Schulen: Partner der Zukunft“. Die Schülerinnen und Schüler können dort das Deutsche Sprachdiplom II der Kultusministerkonferenz (Sprachniveau C1) erwerben. Viele Absolventinnen und Absolventen dieser Schule entscheiden sich nach dem Abitur für ein Studium in Deutschland oder Österreich. Dort hatten wir die Möglichkeit, in der 11. Stufe in den drei deutschsprachigen Schulklassen unseren Studiengang zu präsentieren und anschließend mit den Schülern ins Gespräch zu kommen. Im Verlauf des Vormittags konnten wir so die Gelegenheit nutzen, für den Studiengang Geodäsie allgemein und für den Standort Baden-Württemberg, insbesondere für Stuttgart, zu werben. Durch die Gesprächsrunden im Anschluss an die Präsentationen konnten wir auf konkrete Fragen eingehen. Die Rektorin konnte im Nachhinein bestätigen, dass die Schülerinnen und Schüler durchaus positive Rückmeldungen über unseren Austausch gegeben haben.

Die 35. Schule “Dobri Woynikov” und die Gespräche im Anschluss der Präsentation.
Gruppenfoto in der Schule und die Vorstellung der Präsentation.

Als nächster Programmpunkt stand der Besuch der Universität an. Die Universität für Architektur, Bauwesen und Geodäsie (UACEG) hat im Jahr 1990 den Schwerpunkt im Fachbereich Geodäsie erlangt, und der Name wurde dementsprechend geändert. Für uns war es besonders spannend zu sehen, dass die Geodäsie in Bulgarien so ausgeprägt vertreten ist und dass sie mehr Leuten geläufig ist. Im Gegensatz zum Studium in Deutschland sind der Bachelor- und Masterstudiengang nicht getrennt. Es wird ein 10-semestriger Studiengang angeboten, bei dem man nach erfolgreichem Abschluss einen Mastertitel erhält. Die Kernthemen des Studiengangs sind ähnlich wie die der Universität Stuttgart. Hierbei werden die Schwerpunkte auf die Bereiche Photogrammetrie und Fernerkundung, höhere Geodäsie, GIS, angewandte Geodäsie sowie Kataster- und Liegenschaftsverwaltung gelegt. Im Gegensatz zum Studium in Deutschland wird bei der UACEG außerdem ein Fokus auf die Bereiche Bauwesen und Infrastrukturplanung gelegt. In der Universität gibt es ferner eigene Labore, in denen Studierende und Forschende arbeiten können. Laut Angaben der Universität ist das Kartographie- und GIS-Labor nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene aktiv und hilft dabei, an Veranstaltungen und Projekten teilzunehmen.

Die Universität für Archtiektur, Bauwesen und Geodäsie und die Fakultät für Geodäsie.
Die BWA (Bulgarian Water Association) und Plakate über Schutz vor Hochwasser.

In der Uni gab es auch ein kleines Museum, das die Geschichte der Geodäsie zeigt und verschiedene Messinstrumente präsentiert. Hierbei waren unter anderem Theodoliten und Nivelliere ausgestellt.

Das Geodäsie Museum in der Universität.

Von den Studierenden konnten wir erfahren, dass es nach dem Studium weniger Arbeitsplätze für Geodäten gibt, obwohl im Land viel gebaut wird und der Bedarf somit eigentlich vorhanden ist. Im Allgemeinen sei die Jobsuche nicht so einfach, und viele streben einen Arbeitsplatz im Ausland an. Jedoch werden während des Studiums besondere Leistungen in Form eines Stipendiums belohnt. Wir konnten leider nicht erfahren, wie hoch dieses ist, es sei aber sehr angemessen, wurde uns gesagt. Dieses Jahr wird die Geodäsie in der Stadt auf eine besondere Art und Weise repräsentiert. Durch die Erfassung, Verwaltung, Analyse und anschließende Präsentation historischer Daten wird die Stadt in ein neues Licht gerückt, in dem gezeigt werden soll, wie die Vergangenheit der Stadt bis zum Zweiten Weltkrieg ausgesehen hat. Ziel des Projekts, das von der UACEG geleitet wird, ist es, Informationen, 3D-Modelle und Fotos in einer geeigneten Form darzustellen und schließlich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Nebenbei hatten wir Gelegenheit, uns die Stadt anzuschauen und dabei die Hauptsehenswürdigkeiten Sofias zu besichtigen. Unter anderem haben wir den Nationalen Kulturpalast, die Kathedrale „Alexander Newski“, das bulgarische Parlament und das Theater „Ivan Vazov“ besucht. Besonders beeindruckend fanden wir die Lage Sofias im Tal des Vitosha-Gebirges. Darüber hinaus probierten wir lokale Spezialitäten wie Banitza (ein traditionelles Gebäck aus Blätterteig, gefüllt mit Schafskäse) und bulgarischen Schäfersalat (Shopska Salata).

Die Kathedrale “Alexander Newski” und das Theater “Ivan Vazov”.

Unser Fazit: Von den Ideen und der Planung dieser Reise, bis hin zur Umsetzung, haben wir viel Zeit investiert und sind deswegen umso glücklicher, dass alles so gut geklappt hat. Wir konnten alles wie geplant umsetzen, haben neue Leute kennengelernt und uns vernetzt. Deswegen sind wir auch dankbar, dass uns der DVW Baden-Württemberg dabei unterstützt hat, diese Bildungsreise zu verwirklichen. Wir hoffen, dass wir auch andere Nachwuchs-Geodäten inspirieren konnten, sich international zu vernetzen und die Geodäsie rund um die Welt zu entdecken.

Samuel, Andreas, Luis und Patrick vor der Kathedrale „Alexander Newski“.