Am 13. November 2025 lud der DVW NRW e.V. zur jährlichen Herbsttagung „Vermessungswesen Aktuell“ ein. In der Präsenzveranstaltung im Haus der Technik in Essen konnte der scheidende Vorsitzende des DVW NRW e.V., Dipl.-Ing. Andreas Wizesarsky 160 Teilnehmende begrüßen.
Nach der Begrüßung präsentierte er die aktuellen Zahlen des Berufsnachwuchses in NRW, die insbesondere bei den Studienanfänger/innen weiterhin rückläufig sind, sowie einen Rück- und Vorblick der Aktivitäten des DVW NRW e.V. für 2025 und 2026, mit den besonderen Highlights des erfolgreichen ersten FORUM Geodäsie 2025 in Bielefeld und dem folgenden FORUM Geodäsie 2026 in Mannheim und Ludwigshafen am 23. und 24. April 2026.
M. Sc. Tom Escher vom Landesamt für Natur, Umwelt und Klima Nordrhein-Westfalen (LANUK NRW) stellte in seinem Vortrag „Luftbildbasierte Erfassung der Bodenversiegelung mittels KI – Datenschatz für Klima, Wasser, Boden und Planung“ das Projekt EBOVE (Landesweite Erfassung der Bodenversiegelung in NRW) vor, das die Bodenversiegelung mittels eines eigenen KI-Modells aus Luftbildern erfasst und Teil der Copernicus Daten Infrastruktur (CDI) des Landes NRW ist. Ziel des Projektes ist ein zukünftiger zweijähriger Berechnungsdienst, der die Bodenversiegelung als Grundlage für Aktivitäten zum Klimaschutz bereitstellt.
Der nachfolgende Werkstattbericht von Prof. Dr. Jörg Blankenbach der RWTH Aachen zum Thema „Digitale Zwillinge der bebauten Umwelt – Werkstattbericht aus dem Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft SFB/Transregio 339“ zeigte eindrücklich, wie zukünftig verschiedene Modelle zur Straße der Zukunft führen, die über ein rein geometrisches Modell weit hinausgehen und somit die vielfältigen Funktionen der Straßeninfrastruktur in einem digitalen Zwilling abbilden können. Schwerpunkt des Projektes ist die physikalisch – informatorische Abbildung (z.B. Simulationsmodelle und Datenübertragungskonzepte) des Systems „Straße der Zukunft“. Auch hier spielen Machine- und Deep Learning Klassifizierungen für die UAV generierten Daten eine entscheidende Rolle.
Im Nachmittagsblock wurden ausgewählte Beiträge von Preisträgerinnen und Preisträgern des DVW NRW e.V. präsentiert, die Themen aus dem Excellenzcluster der Universität Bonn aufgriffen. M. Sc. Kilian Trimborn betrachtete in seiner Masterarbeit unter dem Titel: „Blattflächenbestimmung mit kinematischem Laserscanning“ die mit UAV Lidar Technologie bestimmten Blattflächen und deren Entwicklung über die gesamte Wachstumszeit. M. Sc. Annika Tobies mit ihrer Masterarbeit „Automatisierte Punktwolkensegmentierung für die Phänotypisierung von Nutzpflanzen“ veranschaulichte die Ableitung phänotypischer Merkmale einer Einzelpflanze aus einer Punktwolke unter dem Aspekt der Entwicklung klimaresilienter Pflanzen.
Anschließend berichteten die drei Professoren Dr. Heiner Kuhlmann (Universität Bonn), Dr. Dirk Ehling (Hochschule Bochum) und Dr. James Perlt (Technische Hochschule Agricola) zum Thema „Geodätische Lehre in NRW – Stand und Ausblick“. An allen drei Hochschulen sind Anpassungen und Erweiterungen der aktuellen Studiengänge erforderlich. Es wurde deutlich, dass jede Hochschule ihr eigenes Profil hat – so ist die Universität Bonn, durch den Wettbewerb um Projektmittel unter den Universitäten, Standort des Excellenzclusters mit dem erfolgreich neu eingeführten Master Studiengang Mobile Robotics. Die Hochschule Bochum reakkreditiert derzeit ihren Bachelorstudiengang Vermessung und akkreditiert den neuen Bachelorstudiengang Umweltinformatik, der zukünftig den Bachelorstudiengang Geoinformatik ablösen soll. An der Technischen Hochschule Agricola steht weiterhin das Studieren in Teilzeit im Fokus und als private Hochschule sollen zukünftig auch akademische Weiterbildungen (Projekt AKAWEI) angeboten werden.
Aus den aktuellen Studierendenzahlen und den Rahmenbedingungen der Hochschullandschaft wurde einmal mehr deutlich, dass Nachwuchswerbung dringend erforderlich ist.
In die Welt der AdV entführten Dipl.-Ing. Kerstin Will (stellv. Vorsitzende der AdV) und Dipl.-Ing. Stefan Heitmann (Leiter AK Liegenschaftskataster) die Teilnehmenden in Ihrem Vortrag. Kerstin Will berichtete anschaulich von den aktuellen Herausforderungen wie beispielsweise die weitere Fokussierung darauf, dass Geobasisdaten als wichtige staatliche Infrastrukturleistung erkannt werden. Auch zukünftig sollen mit den Geobasisdaten volkswirtschaftliche Mehrwerte geschaffen werden. Weiterhin berichtete sie von der Themenvielfalt der AdV hinsichtlich neuer Techniken, einfacherer Zugang, verbesserte Zusammenarbeit und davon, wie Rasenmäher zukünftig von der PPP-RTK Entwicklung profitieren können und damit ein Produkt der AdV Massenmarkttauglich wird. Stefan Heitmann legte den Fokus seines Vortrags auf die bundesweite Nutzung der Geobasisdaten aus dem Liegenschaftskataster.
Abgerundet wurden die Vorträge durch Dr. Bastian Peiffer (Ingenieurkammer-Bau NRW), der auf Einladung des BDVI einen Vortrag zum Vertrauen in der digitalen Welt hielt. Ergänzend zu den eher technisch-orientierten Vorträgen des Tages, in denen auch die Anwendung künstlicher Intelligenz immer wieder im Vordergrund stand, bot Bastian Peiffer einen historisch-philosophischen Ansatz auf die Fragestellung – wer übernimmt die Verantwortung für Ergebnisse die durch Algorithmen und künstliche Intelligenz erstellt wurden und wie kann eine Gesellschaft mit einem sich veränderten organisatorischem Vertrauen darauf reagieren?
Abschließend bedankte sich Andreas Wizesarsky bei allen Referentinnen und Referenten und verabschiedete sich als Vorsitzender des DVW NRW e.V.. Der stellvertretende Vorsitzende des DVW NRW e.V. Michael Reinhardt ließ es sich nicht nehmen, Andreas Wizesarsky für die vergangenen acht Jahre als Vorsitzender ausdrücklich zu danken und überreichte ihm ein Trikot des DVW NRW e.V. in den Lieblingsvereinsfarben Blau und Weiß.
Die zur Verfügung gestellten Präsentationen des Tages finden Sie im Vortragsarchiv auf unserer Homepage (https://dvw.de/nw/veroeffentlichungen/vermessungswesen-aktuell-2025). Herr Dr. Peiffer hat seinen Beitrag als Essay zum Nachlesen veröffentlicht (https://ikbaunrw.de/kammer/aktuell/meldungen/Warum-moderne-Ingenieurarbeit-mehr-braucht-als-Daten-und-Algorithmen-.php).
Merken Sie sich jetzt schon den Termin für Vermessungswesen Aktuell 2026 vor: Donnerstag, 19. November 2026.














