Am Mittwoch, 11.06.2025, fand die erste gemeinsame fachwissenschaftliche Jahrestagung des DVW Saarland mit dem DVW Rheinland-Pfalz statt. Im Saarbrücker Schloss wurden neben Vorträgen zu verschiedenen Themen aus dem Bereich der Vermessung und der Grundstücksbewertung auch der persönliche Austausch untereinander wahrgenommen. Den musikalischen Rahmen gestaltete das Bläseremsemble der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz, beim letzten Stück ergänzt durch Björn Degel, dem Vorsitzendes des LV Saarland, an der Posaune. Und wie Janine Kelkel, eine der beiden Moderatorinnen der Veranstaltung treffend dazu sagte, "stimmt bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Geodäten nicht nur die Lage, sondern auch der Ton."
Fachwissenschaftliche Jahrestagung 2025
Bericht und Fotoimpressionen

Fachwissenschaftliche Jahrestagung im Zeichen der Kooperation der Landesverbände Rheinland-Pfalz und Saarland
Nach der herzlichen Begrüßung der Veranstaltung durch den Vorsitzenden des DVW Saarland Dipl.-Ing. Björn Degel folgten die Grußworte.
Staatssekretär Sebastian Thul berichtete sehr anschaulich aus seinen persönlichen Erfahrungen, wie sehr er amtliche Geodaten als „Teil der Lösung“ für vielfältige Fragestellungen schätzen gelernt hat. Auch betonte er, wie gerne er auf die Expertise der Geodäten beispielsweise bei Digitalisierungsvorhaben und der Beschleunigung der Verwaltungsprozesse zurückgreift.
Anschließend wurde das Grußwort eines rheinland-pfälzischen Vertreters gesprochen. Der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Prof. Dr. Hannes Kopf, stellte ebenfalls die Bedeutung der Geodaten z. B. bei der Planung von neuen Windkraftanlagen heraus. Er hob die Geodaten als bedeutenden Beitrag zur Transparenz hervor, sei es im Zuge der Veröffentlichung von Bebauungsplänen oder den Bodenrichtwerten.
Den ersten Fachvortrag hielt Dipl.-Ing. Volker Spreckels von der RAG Aktiengesellschaft zum Thema „Im Tagesgeschäft angekommen: Innovative Messverfahren im Saarland“. Er beschrieb die verschiedenen zum Einsatz kommenden Messverfahren, von der terrestrischen Gravimetrie, zur Radarinterferometrie bis hin zum Feinnivellement und GNSS-gestützten Messungen. Für die Radarinterferometrie präsentierte er zunächst das Prinzip dieses fernerkundlichen Verfahrens und ging dann auf die Entwicklung bis hin zum heutigen Stand ein. Er machte deutlich, welchen Vorteil die Etablierung des Verfahrens der Radarinterferometrie mit den erreichbaren Genauigkeiten im Bereich weniger mm für die Monitoringaufgaben in der Nachbergbauphase hat. Spreckels differenzierte die notwendigen Schritte der Skalierung, Kalibrierung und Validierung. Besonders stellte er die Kooperation mit der Landesvermessung Saarland heraus, die für die Monitoringaufgaben eine wichtige Rolle spielt. Beispiele sind die Relativschweremessungen, die Nutzung der Cornereflektoren und der SAPOS-Referenzstationspunkte sowie der Aufbau des saarländischen Bodenbewegungskatasters. Der Vortrag lieferte wertvolle Informationen zum Einsatz aktueller geodätischer Messverfahren und zeigte das Zusammenspiel der Verfahren sehr gut auf.
Im zweiten Fachvortrag referierten Dipl.-Ing. Verena Simon vom Landesamt für Vermessung, Geoinformation und Landentwicklung Saarland und Dipl.- Ing. Christian Paulik vom Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz sehr kurzweilig zum Thema „Immobilienmärkte im Südwesen – Trends, Potentiale und Herausforderungen“. Nach einem Exkurs in die Organisation der amtlichen Wertermittlung in den beiden Bundesländern wurden die Grundstücksmärkte anhand der Anzahl der Kaufvorgänge, der Geld- und Flächenumsätze sowie der Bodenwertniveaus für einen Zeitraum seit 2018 gegenübergestellt. Besondere Entwicklungen wurden erläutert und die Parallelen in den beiden Bundesländern herausgearbeitet. Anschließend wurden aktuelle Entwicklungen für die amtliche Wertermittlung beschrieben. Projekte wie eNOVA (elektronischer Notariat-Verwaltung-Austausch) wurden vorgestellt sowie die aktuellen Anforderungen an die Bodenrichtwerte insbesondere auf Grund der Grundsteuer dargestellt. Es wurde deutlich, welchen Stellenwert die Daten in den Kaufpreissammlungen der Gutachterausschüsse haben, so z.B. auch für den Teilmarkt der Wirtschaftsimmobilien. Es wurden aber auch die Herausforderungen aufgezeigt, die es zu meistern gilt, um den Datenschatz, der in den Kaufpreissammlungen der Gutachterausschüsse liegt, noch besser zu erschließen bspw. durch bundesweit einheitliche Datenmodelle und Schnittstellen.
Im drittenFachvortrag präsentierte Dipl.-Ing. Michael Heisser, Leiter des Stadtvermessungsamts in Koblenz sehr anschaulich best practice-Beispiele zum Thema „(M)eine Stadt wird digital - ausgewählte Beispiele innovativer Geodatenlösungen“. Als erstes erläuterte er die Arbeiten im Rahmen der Sanierung des Sockels auf dem Deutschen Eck in Koblenz. Planungsgrundlage für die Sanierung war die Erfassung mittels Kombination von Laserscan und UAV-Fotogrammetrie mit anschließender 3D-Modellierung. Dabei ging er auf die Konzeption der Aufnahmen mittels Laserscan und UAV, die Prozessierung und die erzielten Genauigkeiten ein. Als zweites Beispiel präsentierte Michael Heisser ein Projekt aus der Hansestadt Bremen. Hier galt es, Bauprojekte mit Augmented Reality zu visualieren. Das dritte vorgestellte Beispiel mit dem Titel „Das Digitale Stadtlexikon Stuttgart – Geschichtswissenschaft trifft GIS“ machte deutlich, wie die Aufgabenstellung, Archivwissen öffentlich zugänglich zu machen von der Stadt Stuttgart angegangen wurde. Die Anforderung war, raumbezogene Wissensvermittlung am Ort des Geschehens zu ermöglichen. Dies wurde durch die Erstellung eines digitalen Stadtlexikons unter Einbeziehung eines GIS realisiert. Ebenfalls ein eindrucksvolles Projekt, das aufzeigt, wie Informationen versehen mit einer Georeferenz einen besonderen Erlebniswert bekommen können. Zum Schluss gab Michael Heisser noch einen kurzen Einblick in weitere Beispiele, die ebenfalls in der Handreichung „(M)eine Stadt wird digital“ des Deutschen Städtetags veröffentlicht sind.
Wie jedes Jahr war ein wichtiger Programmpunkt die Ehrung der Harbert Buchpreisträger. Der neue Nachwuchsreferent des DVW-Rheinland-Pfalz Raphael Bretscher ehrte Johannes Frank (M.Sc.) und Severin Brochhagen (M.Eng.) für herausragende Prüfungsleistungen. Der dritte Preisträger, Malte Horn (B.Sc.) konnte wegen einer Klausurarbeit leider nicht persönlich geehrt werden.
Den musikalischen Rahmen gestaltete das Bläserensemble der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz, das zwischenzeitlich, durch Björn Degel verstärkt wurde. Ein echtes Highlight und Zeichen des guten „Zusammenspiels“ der Kollegen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland.